Rückblick: 50 Jahre Psychiatrie-Enquete – frei · sicher · solidarisch

Am 30. Oktober 2025 fand im Kulturzentrum Luise in München die Veranstaltung „frei – sicher – solidarisch?“ zum 50-jährigen Jubiläum der Psychiatrie-Enquete statt. Auch wir als LAGS Bayern waren vor Ort und haben die Diskussionen und Stimmungen intensiv miterlebt.

Die Psychiatrie-Enquete von 1975 markierte einen Wendepunkt: weg von verwahrenden Strukturen, hin zu einer menschenwürdigen, wohnortnahen Versorgung. Fünf Jahrzehnte später stand die Frage im Raum: Wo stehen wir heute – und wie solidarisch ist psychische Gesundheitspolitik wirklich?

Themen und Impulse

Die Veranstaltung brachte vielfältige Perspektiven zusammen – von Expert:innen aus Medizin, Ethik und Versorgung ebenso wie von Betroffenen und Angehörigen.
Im Mittelpunkt standen:

  • Rückblick auf die Reformziele seit 1975
  • Freiheit und Selbstbestimmung in der psychiatrischen Versorgung
  • Sicherheit im Umgang mit Krisen
  • Solidarität und gesellschaftliche Verantwortung
  • Anforderungen an eine moderne, zugängliche Versorgung

Stimmung im Raum: Aufbruch – und gleichzeitig Verunsicherung

Was uns besonders berührt hat:
Es lag spürbar Aufbruchstimmung in der Luft – der Wille, weiterzukommen, Barrieren abzubauen und Verbesserungen endlich konsequent umzusetzen.

Gleichzeitig war auch eine tiefe Erschöpfung und Verunsicherung spürbar:

  • Viele Betroffene und Angehörige fühlen sich trotz jahrzehntelanger Reformrhetorik nach wie vor zu wenig gehört.
  • Gesellschaftliche Entwicklungen – etwa die zunehmende Polarisierung, soziale Unsicherheiten oder der Umgang mit psychischer Erkrankung im öffentlichen Diskurs – verunsichern.
  • Die Digitalisierung im Gesundheitswesen wird von vielen eher als zusätzliche Hürde denn als Entlastung wahrgenommen.
  • Und: Menschen mit psychischen Erkrankungen stehen oft unter starkem Druck, selbst dann, wenn sie sich engagieren, mitarbeiten und ihre Erfahrungen einbringen.

Diese Spannungsfelder wurden in der Veranstaltung sehr deutlich – und sie zeigen, wie wichtig echte Beteiligung und verlässliche Strukturen sind.

Warum die Teilnahme für die LAGS Bayern wichtig war

  • Psychische Gesundheit ist ein zentrales Thema für viele unserer Mitgliedsorganisationen.
  • Als Dachverband sehen wir, wie sehr Betroffene von Entscheidungen in Politik, Versorgung und Digitalisierung abhängig sind.
  • Die Debatte „frei – sicher – solidarisch“ berührt Grundfragen von Teilhabe, Selbstvertretung und Rechten – alles Bereiche, in denen die Selbsthilfe eine wichtige Rolle spielt.

Ausblick

Die Veranstaltung macht deutlich:
Es braucht stabile Rahmenbedingungen und eine ernst gemeinte Beteiligung von Betroffenen, damit die Ziele der Psychiatrie-Enquete auch für die nächsten Jahrzehnte tragen.

Wir nehmen die Impulse mit in unsere Arbeit:

  • Wir bleiben im Dialog zu psychiatrischer Versorgung und psychosozialer Unterstützung.
  • Wir stärken die Selbsthilfeperspektive dort, wo Entscheidungen vorbereitet werden.
  • Und wir machen sichtbar, was Menschen mit psychischen Erkrankungen bewegt – und was sie brauchen, um wirklich teilhaben zu können.
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