Freiwilligensurvey 2024: Wie engagiert ist Deutschland?
Aktuelles | 02.12.2025
Der neue Deutsche Freiwilligensurvey (FWS) liefert alle fünf Jahre einen umfassenden Blick darauf, wie viele Menschen sich freiwillig oder ehrenamtlich engagieren – und wie sich das Engagement in Deutschland verändert. Seit 1999 wird die Studie regelmäßig durchgeführt, 2024 wurden rund 27.500 Personen ab 14 Jahren befragt.
Was zeigt der Freiwilligensurvey?
Der Survey untersucht:
- wie viele Menschen sich engagieren,
- in welchen Bereichen und Strukturen,
- wie viel Zeit sie investieren
- und wer sich besonders häufig beteiligt.
Damit gilt der Freiwilligensurvey als wichtigste Datenquelle zum bürgerschaftlichen Engagement in Deutschland.
Engagementquote: Weniger Engagierte, aber mehr Einsatz
2024 engagieren sich 36,7 % der Bevölkerung ab 14 Jahren – das entspricht rund 27 Millionen Menschen.
- Damit liegt die Quote leicht unter dem Wert von 2019 (39,7 %).
- Gleichzeitig steigt die Intensität des Engagements: Wer aktiv ist, engagiert sich häufiger und mit mehr Stunden pro Woche.
Wer engagiert sich? Ein Blick auf verschiedene Gruppen
Alter
- Höchste Engagementquote bei 14–29-Jährigen (39,9 %) und 30–49-Jährigen (40,4 %).
- Ab 75 Jahren sinkt die Beteiligung deutlich (21,1 %).
Geschlecht
- Zwischen Frauen und Männern gibt es 2024 keine signifikanten Unterschiede in der Engagementquote.
Bildung
Ein klarer Zusammenhang bleibt bestehen:
- niedrige Schulbildung: 24,6 %
- mittlere: 35,9 %
- hohe Schulbildung: 45,5 %
- Jugendliche mit hoher Schulbildung: 48,4 %
Migrationshintergrund
- Menschen mit Migrationshintergrund: 28,4 % engagiert.
- Besonders interessant: Bei Personen mit eigener Zuwanderungserfahrung steigt die Quote leicht, während sie bei Menschen ohne Migrationshintergrund zurückgeht.
Wie viel Zeit wird investiert?
Das freiwillige Engagement wird intensiver:
- 24 % investieren 3–5 Stunden/Woche,
- 19 % sogar 6 Stunden oder mehr (2019: 16 %).
- 48 % der Engagierten sind mindestens wöchentlich aktiv.
- 70 % wollen ihr Engagement im kommenden Jahr fortsetzen.
- Viele übernehmen mehrere Engagements gleichzeitig – im Schnitt 1,8 Tätigkeiten.
Wo engagieren sich Menschen?
Formen
- Vereine bleiben das Herzstück des Engagements: Fast die Hälfte aller Engagierten ist dort aktiv.
- Individuelle Gruppen, Nachbarschaftshilfe oder lose Initiativen stagnieren – nach Jahren des Wachstums.
Bereiche
- Spitzenreiter bleibt Sport und Bewegung.
- Dahinter folgen soziale Bereiche, Kultur und Musik, Bildung sowie kirchliche Tätigkeiten.
Funktionen
- 26 % der Engagierten übernehmen Leitungs- oder Vorstandsämter.
- Männer eher als Frauen (31 % vs. 21 %).
Digitalisierung: Engagement wird digitaler
- 86 % der Engagierten nutzen digitale Tools – etwa für Organisation, Kommunikation oder Spenden.
- 16 % engagieren sich überwiegend oder ausschließlich digital – besonders jüngere, hoch gebildete oder männliche Engagierte.
Großes Potenzial: Wer (noch) nicht engagiert ist
Unter den Nicht-Engagierten sind:
- 7 % sicher,
- 34 % vielleicht bereit, sich in den nächsten 12 Monaten zu engagieren.
- Besonders hoch ist die Bereitschaft bei jungen Menschen (66 % der 14- bis 29-Jährigen).
Warum Menschen ihr Engagement reduzieren oder beenden:
- Zeitliche Belastung (62 %)
- Gesundheitliche Gründe (32 %)
- Familie/Beruf (27 %)
Finanzielle Gründe oder fehlende Anerkennung spielen hingegen kaum eine Rolle.
Was bedeuten die Ergebnisse?
Der Freiwilligensurvey zeigt ein klares Bild:
- Freiwilliges Engagement bleibt eine stabile Säule des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
- Trotz leicht sinkender Quote ist die Motivation der Engagierten hoch – und ihre Einsatzbereitschaft steigt.
- Gleichzeitig werden Ungleichheiten sichtbar: Bildung, Alter oder Herkunft beeinflussen weiterhin, wer Zugang zu Engagement findet.
- Die hohe Bereitschaft unter Nicht-Engagierten signalisiert aber große Chancen für die Zukunft – besonders bei jungen Menschen.