Wenn die Medizin zum Albtraum wird. Und das Recht versagt
Aktuelles | 27.05.2025
Empfehlung der LAGS Bayern: ARD-Doku über das Scheitern der Entschädigung bei Behandlungsfehlern
Jedes Jahr wagen in Deutschland tausende Patientinnen und Patienten den Schritt vor Gericht – in der Hoffnung, nach einem vermuteten Behandlungsfehler Gerechtigkeit zu erfahren. Was sie erwartet, ist meist eine bittere Enttäuschung: langwierige Verfahren, hohe Kosten und geringe Erfolgsaussichten.
Die ARD-Dokumentation, die am 15. April 2025 ausgestrahlt wurde und in der ARD-Mediathek abrufbar ist, zeigt eindrucksvoll die menschlichen Schicksale hinter diesen Zahlen.
Wenn der Rechtsweg zur Sackgasse wird
Der Film begleitet unter anderem Joachim Greuner, der Frau und ungeborenes Kind verlor – ohne je eine verbindliche Erklärung für ihren Tod zu erhalten. Oder Familie Bochem, die seit 13 Jahren auf Entschädigung für ihren schwerstbehinderten Sohn wartet. Beide Fälle stehen exemplarisch für viele weitere Betroffene, die im juristischen Dschungel aus Gutachten, Nachweispflichten und Prozesshürden resignieren.
Gibt es bessere Lösungen?
Ein Blick nach Dänemark macht Mut: Dort wurde bereits 1992 ein staatliches Entschädigungssystem für Patient:innen eingeführt. Die „Patienterstatningen“ prüft unabhängig und unbürokratisch, ob Ansprüche bestehen – ohne, dass der konkrete Nachweis eines ärztlichen Fehlers geführt werden muss. Die Entschädigungen werden aus Steuermitteln finanziert – nicht aus privaten Klagen.
Dänemark hat damit einen Paradigmenwechsel vollzogen: weg vom belastenden Gerichtsverfahren, hin zu einem solidarischen, patientenorientierten Umgang mit medizinischen Schadensfällen.
Reformbedarf in Deutschland
Auch in Deutschland gibt es Stimmen, die schon lange eine vergleichbare Lösung fordern. Die BAG SELBSTHILFE macht sich seit Jahren für eine Stärkung der Patientenrechte stark – vor allem seit Inkrafttreten des Patientenrechtegesetzes 2013.
Besonders deutlich wurde dies zuletzt nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 26.10.2023 (Az: C-307/22), das Patient:innen das Recht auf kostenlosen Ausdruck ihrer Unterlagen zuspricht. Bundesgeschäftsführer Dr. Martin Danner nutzte die Gelegenheit, in einer Pressemitteilung vom 31.10.2023 erneut umfassende Reformen des Zivil- und Sozialrechts sowie die konsequente Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention zu fordern.
Unser Fazit
Die ARD-Dokumentation macht deutlich: Das deutsche System braucht dringend einen Perspektivwechsel – hin zu einem Verfahren, das nicht nur das Recht, sondern auch das Leid der Betroffenen ernst nimmt.
Zur Stellungnahme der BAG SELBSTHILFE
Zum Video Wenn Ärzte Fehler machen. Wer hilft den Patienten?
LAGS Bayern setzt sich weiterhin für ein starkes, gerechtes Gesundheitssystem ein – mit echten Rechten für Patient:innen.
Zurück zur Übersicht