20 Jahre Patientennetzwerk Bayern
Aktuelles | 24.10.2024
Das Patienten Netzwerk Bayern (PNB) (PNB) blickt stolz auf 20 Jahre erfolgreicher Patientenbeteiligung in Bayern zurück. Am 21.10.2023 wurde dieses Jubiläum in der Münchner Seidlvilla gefeiert – ein wichtiger Meilenstein im Engagement für die Patientenrechte im Gesundheitssystem.
Patientenbeteiligung: Die Stimme der Patient:innen im Gesundheitssystem
Die Patientenbeteiligung bezeichnet die aktive Mitwirkung von Patientinnen und Patienten sowie deren Interessenvertretungen an Entscheidungsprozessen im Gesundheitswesen. Diese Beteiligung soll sicherstellen, dass die Perspektive und die Bedürfnisse von Patient:innen bei der Gestaltung und Verbesserung von medizinischen und pflegerischen Leistungen stärker berücksichtigt werden.
Politische Würdigung: Politiker betonen die Wichtigkeit der Patientenvertretung
Nach einer Begrüßung durch die Organisatoren Peter Friemelt und Carola Sraier (Gesundheitsladen München/ Koordinierungsstelle PNB) führte Moderatorin Monika Dollinger (BR) durch das Programm.
Politiker wie Bernhard Seidenath (CSU) und Melanie Huml (ehemalige Staatsministerin) betonten in ihren Grußworten die Wichtigkeit von Patientenrechten im bayerischen Gesundheitssystem. Sie würdigten die ehrenamtliche Patientenvertretung und die Koordinierungsstelle durch das Bayerische Gesundheitsministerium, vertreten durch den Patienten- und Pflegebeauftragten der Bayerischen Staatsregierung, Thomas Zöller.
Bereits seit 2004 mit dabei sind unter anderem Peter Friemelt und Helga Jäniche, Vorsitzende der LAG SELBSTHILFE Bayern. Aber auch Klaus Schwarzer (AOK) oder Melanie Huml sind seit den Anfangstagen der Patientenbeteiligung mit der Thematik befasst. Huml betonte, es ginge im Gesundheitswesen nicht nur um Finanzen, Therapien und Behandlungen, sondern vor allem um die Patient:innen im Zentrum des Geschehens.
Erfahrungsberichte aus der Praxis: Herausforderungen und Forderungen der Patientenvertretungen
Es folgte eine Runde mit Erfahrungsberichten aus der Praxis von Patientenvertreter:innen. Ein häufig genannter Kritikpunkt: Patientenvertreter erhalten oft erst kurz vor den Sitzungen wichtige Unterlagen.
Ramona Schumacher, Patientenvertreterin und Patientenfürsprecherin in Kliniken forderte, das System von Patientenfürsprechern in allen Kliniken verpflichtend zu installieren.
Professor Hecken über die Zukunft der Patientenbeteiligung im Gesundheitssystem
Professor Hecken, unparteiischer Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) hielt einen ausführlichen, gewohnt engagierten und kurzweiligen Vortrag zu 20 Jahren Patientenbeteiligung im G-BA und auf Landesebene. Hierbei fanden erzielte Fortschritte ebenso Erwähnung, wie Kritik an einem Gesundheitssystem, in dem bei knapp 500 Milliarden Ausgaben jährlich (2023), davon etwa 300 Milliarden für die GKV, nicht alles zum Wohle des Patienten geschehe. Lebensqualität müsse immer das entscheidende Kriterium sein, nicht finanzielle Interessen. Bei so mancher end of life Therapie scheint das Gegenteil zu passieren. Er kritisierte, dass manche Behandlungen nur minimale Lebensverlängerungen bewirken, dabei aber starke Nebenwirkungen haben. Geringe Verlängerung der Lebensdauer ginge teils mit erheblichen Beschwerden, etwa massiven Nebenwirkungen von Medikamenten einher. Hier, so Hecken sei richtige Aufklärung und Beratung des Patienten nötig, wenn er sich dann für eine Behandlung entscheide, müsse er sie selbstverständlich bekommen.
Der Beitrag von Professorin Dierks: Historische Entwicklung der Patientenbeteiligung
Professorin Marie-Luise Dierks beleuchtete in ihrem Vortrag die wichtigsten Entwicklungen der Patientenbeteiligung und deren Einfluss vor 2004 darin. Sie betonte, dass das System der Patientenbeteiligung für ein gutes Gesundheitssystem so unverzichtbar ist, wie evidenzbasiertes Handeln.
Podiumsdiskussion: Ein qualitativer Sprung für die Patientenvertretung in Bayern
Es folgte abschließend eine Podiumsdiskussion mit Thomas Zöller (Patienten- und Pflegebeauftragter), Dr. Irmgard Stippler (ARGE der KK-Verbände in Bayern, Vorstandsvorsitzende AOK Bayern), Dr Ralf Langejürgen (Vorsitzender der LAG Bayern, Vorstandsvorsitzender BKK, LV Bayern), Stephan Spring (GF Kassenärztliche Vereinigung Bayerns), Roland Engehausen (Geschäftsführer Bayerische Krankenhausgesellschaft), Prof. Dr. Marie-Luise Dierks, MHH und Patientenuniversität Hannover), Peter Friemelt (Gesundheitsladen München). Letzterer forderte einen qualitativen Sprung für Stabstellen der Patientenbeteiligung. Hierzu sind neben finanziellen und personellen Ausstattungen vor allem ein noch besserer Austausch zwischen den Bänken der KK, der Ärzteschaft und den Patientenvertretern zielführend.
Die Podiumsvertreter:innen sind zuversichtlich, dass dieser qualitative Sprung in Bayern tatsächlich bald folgen kann. Das würde auch der Scharnierfunktion der Stabstelle zwischen Patientenbeteiligung auf bundes- und Landesebene zugutekommen – letztlich vor allem den Patienten und Patient:innen.
Der Festtag verdeutlichte: Die Patientenbeteiligung hat in den letzten 20 Jahren viel erreicht. Nun liegt der Fokus darauf, diesen Fortschritt weiter auszubauen und die Patientenrechte in Bayern nachhaltig zu stärken.